Chronik
18.01.1963! Dem Vorstand des TSV
Pfungstadt lag die Anregung einiger junger
Sportfreunde vor eine Miniaturgolfgolfanlage zu
bauen. Aus Zeitgründen, konnte das Anliegen in
der Vorstandssitzung an diesem Tag nicht mehr
behandelt werden. Doch damit war es nicht genug,
denn das Thema war zum Glück noch nicht vom
Tisch.
Gegen Ende des Jahres 1963 wurde
bereits mit der Deutschen-Bahnengolf-Vertriebs
GmbH in Hamburg über den Bau einer
Miniaturgolfanlage verhandelt. Durch geschicktes
Taktieren des Vertriebsrepräsentanten, einem
Herrn Leo Schaller, wurde der Vorstand überzeugt
und die Anlage gebaut. In den ersten Jahren war
Herr Schaller gleichzeitig Betreiber des
Golfplatzes in Pfungstadt. Erst 1966 wurden die
Bahnen an den TSV verkauft. Damit war es um den
Fortbestand dieser Sportart (unbeabsichtigt)
beinahe geschehen. In der Anfangszeit war das
Golfspielen noch reiner Zeitvertrieb für die
Leute. Aus vielen Texten kann man lesen, daß es
immer schwierig war, einen geregelten
Spielbetrieb zu gewährleisten. Nachdem mehr oder
weniger intensiv über den Abbau der Golfanlage
nachgedacht worden war, trat der TSV Pfungstadt
im Jahr 1967 doch dem Deutschen Bahnengolf
Sportverband e.V. bei.
Als sich 1970 eine Abteilung
gründete, zierte den Platz noch eine Lichtanlage
mit vielen bunten Plastikschirmchen; an jeder
Bahn eines. Was damals noch keiner wußte, diese
Art der Beleuchtung teilte sein Schicksal mit
dem der Dinosaurier. Die Plastikschirmchen waren
von Anfang an vom Aussterben bedroht. Doch das
war beileibe kein Grund an dem sich 1970 die
Gemüter erhitzten. Der Platzwart war das Problem
und ist es über Jahre hinaus geblieben. Schuld
daran war der schnöde Mammon, der bei der
Entlohnung schon seit jeher eine gewichtige
Rolle spielte. Je weniger Geld vorhanden war, um
so wichtiger war es (böse Welt). Über Jahre
hinweg wurde der Platzwartdienst von Herrn Karl
Köhler versehen. Er war gleichzeitig der
Schwiegervater eines Abteilungsmitgliedes. Womit
wir beim Thema wären. In der Bahnengolfabteilung
ging es schon immer recht familiär zu.
Das führte 1975 dazu, daß es mit
der Abteilung schon wieder den vielzitierten
"Bach hinunter" ging. Durch zahlreiche
Austritte, schrumpfte die Zahl der Aktiven auf
zeitweise 4 Personen. Das war zu einem
Zeitpunkt, als der Abteilungsvorstand ein bisher
noch nie dagewesenes Problem bereits abgehakt
hatte. Einem in wenig ehrenvoller Absicht
agierenden Platzwart war im Laufe des Jahres der
größte "Coup" in der bis dahin recht jungen
Abteilungsgeschichte gelungen. Er war mit der
Kasse und deren spärlichem Inhalt getürmt und
ward nie wieder gesehen. Nachdem 1975 zum
Katastrophenjahr der 70er erklärt worden war,
ging das Management des Platzdienstes auf die
Fußball-jugend über. Der anfangs recht gute
Gedanke erwies sich in zunehmendem Maße als
Flop; Haken dran und ab.
Am 24. September 1977 (Samstag)
fand das erste Publikumsturnier statt. Kurze
Notiz hierzu: Die Arbeit war immens, die
Meinungen geteilt und die Resonanz gering.
Golfsport und Pfungstadt schienen einfach nicht
zusammenpassen zu wollen. Dennoch gaben die
Enthusiasten (wie man Verrückte verniedlichend
auch nennen kann) nicht auf. Die Abteilung war
im stetigen Neuaufbau. Von Aufhören sprach kaum
einer.
Seit 1985 wurde mehr oder weniger
intensive Breitenarbeit betrieben. Der
Wettbewerb um den "Bahnengolfer des Monats"
wurde eingeführt. Im Jahr 1987 wurde als
Erweiterung zum bestehenden Angebot der
"Bahnengolfer des Jahres" aus der Taufe gehoben.
Die Spielregeln zum Breitensportwettbewerb
wurden 1988 modifiziert. Ab 1987 begann eine
noch weitere Öffnung zum Publikum hin. Einige
Aktivitäten aus dieser Zeit waren Golfplatzfete
mit Livemusik und kostenlosem Spielen;
verlängerte Öffnungszeiten; Teilnahme an der
Pfungstädter Straßenkerb mit Spielbahn (wenn die
Pfungstädter schon nicht auf den Golfplatz
kommen bringen wir ihn eben zu ihnen hin);
freier Eintritt für Mütter und Väter, die am
Mutter- bzw. Vatertag in Begleitung ihrer Kinder
Golf spielen wollen; Sommerfest; Teilnahme an
den "Tor auf" Aktionen des TSV (ab 1989);
...usw.
Durch verstärkten Zuspruch der
Freizeitgolfer stieg auch die Anzahl der
Abteilungsmitglieder (von vier auf zeitweise
"unüberschaubar"). Das Management der Anlage lag
nun auch wieder seit Jahren bei der Abteilung
und führte in jüngster Vergangenheit zur
Generalüberholung des Platzes. Die Aktion
(einschließ-lich Neuverlegung aller Bahnen) ist
noch lange nicht abge-schlossen und wird in der
"Chronik" wohl noch einige Zeit fortgeschrieben.
Ob die Rückkehr der Dinosaurier in diesem
Jahrtausend stattfindet, ist trotz vielfältiger
Bemühungen aus Hollywood doch sehr fraglich.
Demzufolge gibt es auch keine bunten
Plastikschirmchen mehr (obwohl die
Nostalgiewelle ungebrochen ist). Dennoch könnte
so manchem beim Golfen in Pfungstadt bald ein
Licht aufgehen.
Von Mitgliederzahlen und
ähnlich obskuren Geschichten
Mitglieder
Die Anzahl derer, die in
Pfungstadt Miniaturgolf spielen wollten, war
schon seit jeher ein Problem. Ganz zu Anfang
hatte ein Bahnengolfverein mehr Mitglieder als
der einzelne Aktive Bälle in seiner Tasche.
Dieses Verhältnis hat sich, der
Industrialisierung Deutschlands folgend
umgekehrt. Eine unüberschaubare Flut von runden,
bunten Kugeln prasselt auf die herab, die
versuchen, mit möglichst wenig Schlägen von
Punkt A (wie Abschlag) bis zu Punkt Z (wie Ziel)
zu kommen.
Wie sich die Mitgliederzahl
in Pfungstadt entwickelt hat, veranschaulicht
das nachfolgende Diagramm. Es zeigt, daß der
Tiefststand mit 4 Aktiven zum Jahresende 1975
erreicht war. Dennoch gelang es damals, die
Spielzeit zu Ende zu bringen. Die Mitgliederzahl
blieb in den folgenden Jahren ziemlich konstant
bei 7 bis 8 Personen stehen. Erst 1979 kam ein
regelrechter Schub. Die Abteilung zählte
plötzlich (und von vielen Wenigen unerwartet) 18
Personen.
Der starke Anstieg in den letzten
7 bis 8 Jahren geht auf eine Steigerung im
Schüler- und Jugendbereich zurück. Die
Inten-sivierung der Jugendarbeit wurde dadurch
noch verstärkt, daß sich 1988, erstmals seit
Beginn des Golfsports in Pfungstadt, ein Aktiver
als Landesjugendwart im Vorstand des
Hessischen-Bahnengolf-Sportverbandes (HBSV)
engagierte. Unser Volker Grünenthal erntete für
seine Arbeit zwar nicht immer den gebührenden
Beifall, aber die Arbeit trug bald reiche
Früchte. Der TSV Pfungstadt ist seither bei der
Jugendarbeit führend. Das unterstreichen auch
die Erfolge bei den Deutschen Meisterschaften
der Schüler und Jugendlichen. Während bei den
Schülerinnen 1988 zunächst eine Vizemeisterin in
die Modaustadt kam, war es ein Jahr später eine
Deutsche Meisterin und eine Vizemeisterschaft
der Schülermannschaft. Nach einer
Europameisterschaft 1992 folgten 1994 wieder die
Schüler, die mit der Mannschaft Dritter bei der
DM wurden. 1995 gelang ihnen die gleiche
Plazierung nochmals.
Da sind auch noch'n paar Oldies
am Werk
Schon 1980 betraten die
Golfspieler aus Pfungstadt die überregionale
Szene. Sie sorgten bei ihrem Auftritt in der
Spreestadt Berlin (damals noch zweigeteilt und
mit Mauer) zwar nicht unbedingt für viel
Aufsehen, aber Eingeweihte wissen, daß es an der
Modau meistens etwas zurückhaltender zugeht.
1981 verloren die Aktiven fast vollständig die
Nerven und beteiligten sich an einem Turnier in
Luxemburg. Was damals noch Seltenheitswert
hatte, ist heute schon fast Alltag.
Turnierstarts im Ausland und die Teilnahme an
Hallenspielen kommen immer öfter vor und tragen
zur Steigerung der Spielstärke bei.
Just by the way
(wie der Engländer sagt) sollte
natürlich nicht unerwähnt bleiben, daß die
Aktiven der Bahnengolfabteilung des TSV
Pfungstadt seit 1970 auch an der Punktrunde
ihres Landesverbandes teilnehmen. In der Saison
70/71 spielte eine Mannschaft in der B-Liga und
71/72 in der Bezirksklasse. Heute sagt man
Bezirks-liga dazu und kann bemerken, daß es die
mangels Masse in der Saison 94/95 in Hessen
nicht gibt. Besonders zu erwähnen sind die
Spielzeiten 77/78, 78/79 und 79/80. In der
Saison 77/78 war das TSV-Team mit einem
Durchschnittsalter von 23 Jahren die jüngste
Mannschaft in der Bezirksliga. Frech wie wir
damals waren, abonnierten wir den Meistertitel
drei Jahre in Folge. Doch erst im dritten Anlauf
gelang der Aufstieg in die Gruppenliga. Damals
eine Sensation in der Modaustadt. Allerdings nur
bei den Bahnengolfbegeisterten. In der Saison
80/81 startete erstmals seit Bestehen der
Abteilung eine Jugendmannschaft in der
Punktrunde. Als Anmerkung für die ersten
Mannschaften Abt. II der jüngsten Vergangenheit
sei erwähnt, daß das Herren-Team von der Saison
77/78 bis 80/81 auf der Heimanlage nicht einen
einzigen Punkt abgegeben hat. Die Pfungstädter
Anlage war wie eine uneinnehmbare Festung. Der
nächste Meilenstein findet sich in der Saison
88/89. Die Bahnengolfer des TSV schickten
insgesamt fünf Mannschaften in die Punktrunde.
Es waren je eine Mannschaft in der Gruppen- und
der Bezirksliga (je 6 Personen), ein Damen-,
sowie ein Jugend- und ein Schüler-Team (je drei
Personen). 89/90 tummelten sich drei 6er
Mannschaften im Kampf um die Punkte. Die Erste
hatte den Sprung in die Hessenliga geschafft und
auch sonst konnte sich der TSV mit seinen
Erfolgen überall sehen lassen. Daß aller Anfang
schwer ist, mag man an der Tatsache sehen, daß
der erste Start der Hessenliga-Crew in
Dreieichenhain ein voller Reinfall war. Letzter
Platz, oh weh! Doch wo gegolft wird fallen
Punkte. Dieses Desaster erlebte das Team in
Dreieichenhain Jahre später noch einmal (das
sollte vielleicht zu denken geben).
Turnieraktivitäten
Die ersten Spuren finden sich im
Jahr 1972. Damals wurde das "1.
Löwenpokal-Turnier" ausgetragen. Den Namen
spendete das Wappentier des TSV Pfungstadt, der
Löwe, der in dieser Zeit auch auf der Brustseite
der Spielertrikots prangte. Insgesamt bestand
die Serie aus 10 Turnieren. Das letzte fand mit
einer Beteiligung von 65 Aktiven im Jahr 1986
statt. Das nachfolgende Schaubild zeigt die
Teilnehmerentwicklung.
Sieht man von einer schier
unglaublichen Steigerung im Jahr 1980 einmal ab
(hier wurde auf zwei Anlagen gespielt -
Pfungstadt und Walldorf), verzeichnete das
Turnier seit 1972 rück-läufige Teilnehmerzahlen.
Immer nur regional ausgeschrieben, war der
"Löwen-Pokal" eines unter vielen Turnieren im
südhessischen Raum. In den 80er Jahren
orientierten sich viele Vereine zunehmend auch
über die Ländergrenzen hinweg. Daher blieben für
regionale Turniere immer weniger Interessenten
übrig. Ewig lockt das Neue. So mancher hat seine
ersten Turnierschritte in Pfungstadt gemacht und
sich dabei wohl gelegentlich gefragt, warum es
manchmal so schwer sein kann, einen kleinen Ball
auf so kurzer Distanz nicht in einem wesentlich
größeren Ziel unterbringen zu können.
Abgelöst wurde der
traditionsreiche "Löwen-Pokal" im Jahr 1987
durch das "18-Bahnen-Pokal-Turnier". Hierin
eingeschlossen war auch ein neuer Modus, der ein
Turnier in Pfungstadt wieder attraktiver machen
sollte. Kernstücke waren die Ehrung der
Kategoriesieger nach den Vorrunden und die
Endrunde, die - anders als bei allen Turnieren -
an jeder der 18 Bahnen gleichzeitig begann.
Heute noch streiten sich die Gelehrten darüber,
ob dieser "Massenstart" bahnbrechend war für den
Golfsport allgemein. Lassen wir sie. Eines ist
klar, diese Idee war beispielgebend für andere
Vereine, auch einmal etwas Neues zu versuchen
und nicht immer den gleichen Trott zu gehen.
Nachfolgend noch ein Diagramm, das
die Teilnehmerzahl des "18-Bahnen-Pokal-Turnier"
darstellt. Wie sofort ins Auge fällt, begann die
Serie mit "mageren" 56 Teilnehmern. Über die
mäßige Beteiligung der Jahre 1988 und 1989
konnten sich die Veranstalter auch nicht recht
freuen. Erst mit dem Quantitäts- und
Qualitätsschub des Jahres 1989 kam die Wende.
Die Bahnengolfer aus Pfungstadt waren auf viel
mehr Turnieren als seither präsent. Sie zeigten
sich in Landesverbandsturnieren sowie
überregional und international konkurrenzfähig.
Plötzlich war Pfungstadt "In". Obwohl der Modus
nur geringfügig geändert worden war, wollten
seit 1990 immer über 100 Teilnehmer in der
Modaustadt an den Start gehen.
Die Abteilung im Spiegel
der Weltgeschichte
Die Frage, ob zuerst die Henne war
oder das Ei, kann natürlich (obwohl für die
Menschheit immens wichtig) nicht in einer
Chronik geklärt werden. Deshalb beginnt dieser
Teil erstmal mit den Personen. Danach folgt die
Handlung.
Die Personen
Von 1970 bis 1973 Charles Lewis
Von 1973 bis 1974 Ludwig Daum
1975 Ludwig Haberländer
Von 1976 bis 1979 Ludwig Daum
Von 1980 bis 1985 Wolfgang Selzer
1986 Manfred Daum
1987 Volker Grünenthal
Februar 1997 Carsten Haag
Juli 1997 Jörg Waidner
Roland Tichai
2005? Nicole Grünenthal
Februar 2008 Lutz Brune
seit Februar 2010 Magnus Pester
Ehrenvorsitzender
Seit 1980 Lothar Duft
Manch einer wird sich fragen,
warum hier nur die "Köpfe" aufgeführt sind. Doch
der aktive Vereinsmeier wird wissen, daß es
einfach zu weit führen würde, die kompletten
Vorstände seit 1970 hier aufzuzeigen.
Der Geschichtsrückblick
Wer von den "Alten" kennt
ihn nicht, den Scherz mit dem Nachnamen des
ersten Abteilungsleiters der Bahnengolfer aus
Pfungstadt? Er war der, dem man es ständig
unterschieben wollte, diese blauen,
amerikanischen Arbeitshosen (Jeans) erfunden zu
haben. Heute sind sie in allen Farben und
verschiedenen Formen erhältlich und längst
"salonfähig" geworden. Mancher zahlt für eine
gebrauchte 501 mehr als für neue Nonames.
Mittlerweile hat es sich auch herumgesprochen,
daß nicht unser Charles es war (der alte
Rennfahrer), sondern einer dessen Namen man
eingedeutscht "Lieweis" ausspricht. Also
Charles, noch mal Schwein gehabt!
Es hat zwar unbestritten jeder
seine Eigenarten, aber eines haben sie doch
gemeinsam, die Herren Lewis, Haberländer und
Duft. Sie alle sind in eine Zeit hineingeboren
und in ihr aufgewachsen, an die heute kaum noch
einer gerne zurückdenkt. Ihre Jugend verbrachten
sie in den Kriegsjahren. Die NSDAP war an der
Macht und der deutsche Einheitsstaat perfekt.
Im Geburtsjahr von Ludwig
Haberländer (1934) stirbt Hindenburg im Alter
von 86 Jahren. Marie Curie und Joachim
Ringelnatz, wer kennt die Namen nicht, tun es
ihm gleich. Als positiv mag mancher die Geburt
von Brigitte Bardot empfinden. Gut, wen es
interessiert, der kann jetzt zumindest
nachrechnen wie alt sie wirklich ist. Schalke 04
wird durch einen Sieg über den 1. FC Nürnberg
erstmals Deutscher Fußballmeister und
Deutschland bei der WM in Italien Dritter hinter
der Tschechoslowakei und Italien. Die "Tour de
France" wird von einem Franzosen gewonnen.
Vermutlich konnte er die französischen
Straßenkarten am besten lesen.
1939 wird Schalke 04 mit einem
9:0-Sieg über Admira Wien ebenfalls Deutscher
Fußballmeister (Stichwort: Schalker "Kreisel").
Hitler feiert seinen 50. und schickt seine
Truppen nach Polen. Papst Pius XI. macht sich
auf den Weg gen Himmel und eine Volkszählung im
Großdeutschen Reich ermittelt 86,6 Millionen
Menschen. Einer davon ist Lothar Duft. Während
wiederum Millionen zu den Klängen von Glen
Millers "In the Mood" rhythmisch mit den
Fußspitzen wippen, wird auf der Berliner
Funkausstellung erstmals der neue
Einheits-Fernsehempfänger E1 vorgestellt. Daß
die 1939 im deutschen Straßenverkehr
eingeführten Geschwindigkeitsbegrenzungen auf
das Ab-leben von Sigmund Freud zurückzuführen
sind, kann als unbe-stätigtes Gerücht zu den
Akten gelegt werden. Der österreichische
Nervenarzt und Psychologe stirbt im Alter von 83
Jahren nicht im deutschen Verkehrsgetümmel.
Außer dem gescheiterten Attentat auf Hitler, ist
zu diesem Jahr lediglich noch erwähnenswert, daß
die Kfz-Haftpflicht-Versicherung eingeführt
wird.
Ganz anders lief es in der Zeit
als die Abteilungsleiter Daum, Selzer und
Grünenthal das Licht der Welt erblickten.
Rechtzeitig vor der Geburt von
Wolfgang Selzer feiert Berlin am 9. Januar 1958
noch schnell den 100. von Heinrich Zille. Beide
haben nichts damit zu tun, daß Elvis Presley zur
Armee eingezogen und Papst Pius XII. "nach oben"
beordert wird. Für Wolfgangs späteren Berufsweg
werden bereits wichtige Entscheidungen
getroffen. Dem bundesdeutschen Beamten wird auf
dem Gnadenweg die 45-Stunden-Woche "geschenkt"
und Samstags sind die Staatsdiener nur noch bis
13 Uhr an den Schreibtisch gefesselt. Trotzdem
sind in der Bundesrepublik eine Million
Fernseher angemeldet (wann haben die Leute
eigentlich Zeit zu gucken?). "Der eiserne
Gustav" mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle hat
Premiere. Die Möglichkeiten des
Satellitenem-pfangs kann allerdings noch niemand
nutzen, da die Amerikaner erst 1958 einen
künstlichen Erdtrabanten ins All schießen. Das
tangiert die Besatzung des amerikanischen
Atom-U-Bootes "Nautilus" bei der 1.
Norpol-Unterquerung ebenso wenig wie die
Teilnehmer des 1. "Ostermarsches" der Atomgegner
im April. Ob Franz-Josef Strauß als amtierender
Verteidigungsminister vom vierten Platz der
Deutschen bei der Fußball-WM in Schweden
begeistert ist, kann heute auch nicht mehr
nachvollzogen werden. Für autofahrende
Golfspieler und Golfspielerinnen sei noch
erwähnt, daß 1958 die Verkehrssünder-Katei beim
Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg eingerichtet
wird.
Als Manfred Daum im Oktober 1956
das Licht der Welt erblickt, ist das Jahr fast
gelaufen. Im Suez-Kanal wird Schiffe versenken
gespielt und in Ungarn probt das Volk den
Aufstand. Bundeskanzler Konrad Adenauer hat
Franz-Josef Strauß zum Verteidigungsminister
ernannt, und die Wirtschaft boomt ohne Ende. Das
Bruttosozialprodukt steigt um 12,7%. Es ist das
Jahr der Rücktritte. Im April verabschiedet sich
der amerikanische Boxer Rocky Marciano (Urahn
von Sylvester Stallone?) nach 49 Kämpfen, in
denen er ungeschlagen blieb, von seiner aktiven
Laufbahn. Er war Weltmeister im Schwergewicht
von 1952 bis 1955. Der sowjetische Außenminister
Molotow tritt ebenfalls zurück. Ob er der
Erfinder des gleichnamigen Cocktails ist
(Parallele zu Charles Lewis und der Jeans), soll
an dieser Stelle nicht vertieft werden. Das
ganze hat auch nichts damit zu tun, daß der Film
"Hochzeit auf Immenhof" mit Heidi Brühl und Paul
Klinger in den Hauptrollen in Hannover
uraufgeführt wird. Sportliche Höhepunkte gibt es
1956 bei der Olympiade in Melbourne (wo ist
Schalke 04?).
Ebenso turbulent geht es im
Geburtsjahr von Ludwig Daum und Volker
Grünenthal zu. Beide sind im selben Monat
(Februar) geboren und müssen 1955 als Baby
vollkommen wehrlos zusehen, wie der französische
Modeschöpfer Dior seine "busenlose" Mode
vorstellt. Das 1958 unter dem Nordpol gesichtete
1. Atom-U-Boot "Nautilus" startet von Hafen
Geoton in Connecticut aus zu seiner
Jungfernfahrt. Unbeeindruckt von Volkers und
Ludwigs Geburt, sterben Albert Einstein (der mit
der frechen Zunge), Thomas Mann und James Dean.
Winston Churchill tritt zurück und die deutschen
Lichtspieltheater haben das, was ihnen heute
oftmals fehlt. Erfolgreiche Streifen erleben
ihre Uraufführungen: "Des Teufels General" mit
Curd Jürgens, "Die Ratten" mit Maria Schell und
Curd Jürgens, "Jenseits von Eden" mit James Dean
und unvergessen (weil dauernd im Fernsehen
wiederholt) "Sissy" mit Romy Schneider und
Karlheinz Böhm in den Hauptrollen. Außerdem wird
die Bundesrepublik endgültig in die NATO
aufgenommen, zählt lediglich 731.000 Arbeitslose
und wird durch einen 25:13-Erfolg über die
Schweiz Handball-Weltmeister.
Hans-Günther Winkler wird
Springweltmeister in Aachen (mit Pferd). Als
Gegenstück zur NATO wird im Osten der Warschauer
Pakt gegründet.
Nachdem nun die Hauptakteure alle
an Bord sind, kann die Bahnengolfabteilung beim
TSV aus der "Taufe" gehoben werden.
Meilensteine
Im Gründungsjahr 1970 erklärt
Muhammad Ali (Cassius Clay) seinen endgültigen
Rücktritt vom Boxsport. Kein Wunder, denn ab
sofort ist Golfspielen "In". Borussia
Mönchengladbach wird 7. Deutscher Fußballmeister
und Paul McCartney gibt die Trennung der Beatles
bekannt. Deutschland wird bei der Fußball-WM in
Mexico Dritter und so große Namen wie Jochen
Rindt, Jimi Hendrix oder Charles de Gaulle
verabschieden sich vom weltlichen Dasein. Die
offizielle Zeugung neuen Lebens durch
katholische Geistliche verhindert Papst Paul
VI., weil er jeden Kompromiß in der Frage des
Zölibats ablehnt. Irgendwann zwischen einem
Raubüberfall auf einen Geldtransporter in
Offenbach (Beute: 1 Million DM) und der
Verleihung des Friedensnobelpreises an Willy
Brandt wird, von der Presse und der
Weltöffentlichkeit unbemerkt, die
Bahnengolfabteilung beim TSV Pfungstadt
offiziell gegründet.
Als am 24. September 1977 das "1.
Trimm-Turnier" auf der Golfanlage in der
Christian-Meid-Straße stattfindet, demonstrieren
cirka 35.000 Menschen in Kalkar gegen den dort
geplanten schnellen "Brüter".
Im internationalen Jahr des Kindes
(1979), proklamiert von den Vereinten Nationen,
übernimmt die Bahnengolfabteilung die
Bewirtschaftung der Golfanlage in eigener Regie.
Das war damals lediglich Schlägerausgabe und
-rücknahme. Für den Ausschank von Getränken und
den Verkauf von Speisen gab es jeweils
Sondergenehmigungen durch den Hauptverein. Die
waren beschränkt auf Punktspiele und
Pokalturniere.
Während der Schwede Björn Borg
1980 zum fünften Mal Wimbledon gewinnt,
Deutschland in Italien Fußball-Europameister
wird und Königin Juliana der Niederlande
zugunsten ihrer Tochter Beatrix abdankt, jagt
man in Pfungstadt bereits im 10. Jahr den bunten
Bällen und der 18 nach. Die 1. Mannschaft wird
Bezirksligameister und schafft im dritten Anlauf
den Sprung in die Gruppenliga. Im
Jahresprotokoll der Abteilung steht geschrieben,
daß keine Vereinsmeisterschaft stattfindet, da
die Betreuung der Nachwuchsspieler Vorrang hat.
1981, das Jahr, in dem Pfungstadt
beweist, daß die erste Mannschaft auch ein
Gruppenliga-Punktspiel auf der Heimanlage
gewinnen kann, beschert den Spaniern einen
Putsch, Ronald Reagan eine Kugel und der
Eintracht aus Frankfurt den Titel des Deutschen
Pokalsiegers im Fußball.
Lange Jahre plätschern
Weltgeschichte und Vereinsleben nebeneinander
her. Der Eine nimmt ebenso viel Notiz vom
Anderen wie der Andere vom Einen. Die Saison
1983/84 beschert dem Herrenteam aus der
Modaustadt den Abstieg in die Bezirksliga
(Schwamm drüber).
1987 wird Volker Grünenthal
Abteilungsleiter. Ob das die deutschen
Tennisdamen motiviert hat erstmals den
Federation Cup zu holen, ist fraglich. Sicher
hingegen ist, daß Steffi Graf gegen Martina
Navratilova in Paris ihr erstes Grand Slam (auf
deutsch: Großer Schlamm) Turnier gewinnt. Was
Volker für Pfungstadt, ist der Papst für
Deutschland. Bei seinem Besuch, beseelt er die
Republik. Mathias Rust probiert etwas Neues und
landet mit einer Cessna 172 direkt auf dem Roten
Platz in Moskau. Während er wegen "böswilligen
Rowdytums" zu vier Jahren Arbeitslager
verurteilt wird, zieht es 56 Akteure zum
ebenfalls neuen "18-Bahnen-Pokal-Turnier" nach
Pfungstadt. Die Paten dieser neuen Turnierserie
sind nun auch verurteilt. Sie müssen mindestens
18 Turniere veranstalten, damit jede Bahn einmal
als Preisbild auf den Siegertafeln erscheint.
Von der biertrinkenden Öffentlichkeit wesentlich
mehr beachtet ist die Entscheidung des
Europäischen Gerichtshofs, der das seit 1516
geltende Reinheitsgebot kippt. Somit darf in
Deutschland jetzt auch "Synthetischer
Gerstensaft" durch die Gurgel geschleust werden.
Böse Zungen behaupten, daß die Leichtathletik-WM
in Rom mehr Teilnehmer hatte als das 1.
"18-Bahnen-Pokal-Turnier". Das ist zwar richtig,
aber dennoch ist man in Pfungstadt nicht
neidisch. Sauer sind wir auch nicht auf die
Berliner, denen der britische Thronfolger Prinz
Charles und seine Frau Diana an einem
windstillen Tag im November einen Besuch
abstattet.
1988 beginnt der große Umbau des
Golfplatzes in Pfungstadt. Die Bahnen liegen nun
schon seit 1963 und sind an manchen Stellen
Opfer eines unterirdischen Wurzelwerkes
geworden, das in der Modaustadt seinesgleichen
sucht. Die Anlage liegt noch im Winterschlaf,
als in Calgary (Kanada) die 15. Olympischen
Winterspiele stattfinden. Die Umgestaltung des
Platzes ist aber ebenso wenig aufzuhalten wie
die Demontage der größten Windenergieanlage der
Welt an der schleswig-holsteinischen
Nordseeküste. "Growian" war zu reparaturanfällig
und daher unwirtschaftlich. Kein Wunder, wenn
man bei Wind und Wetter nur draußen rumsteht.
Der Film "Der letzte Kaiser" erhält 9 Oscars und
das "18-Bahnen-Pokal-Turnier" hat 77 Teilnehmer.
Werder Bremen wird Deutscher Fußballmeister,
Bayer Leverkusen gewinnt den
UEFA-Pokal-Wettbewerb, Eintracht Frankfurt holt
den DFB-Pokal an den Main, Steffi Graf gewinnt
in Wimbledon Einzel und Doppel und last but not
least das 1. Herrenteam wird Bezirksligameister
und steigt in die Gruppenliga auf.
Nachdem der Löwe als Wappentier
beim Pokal-Turnier ausgedient hat, könnte man
annehmen, daß die Pfungstädter 1989 ein neues
Vorbild gewählt haben. Gewiß, Steffi siegt und
siegt und siegt, aber kann das ein Grund dafür
sein, daß die Damen Hessenmeister werden oder
die 1. Herrenmannschaft Meister der Gruppenliga
- mit anschließendem Aufstieg in die Hessenliga
- oder die Schüler/Schülerinnen und Jugendlichen
bei ihrer Hessischen Meisterschaft 12 Medaillen
abstauben? 1989 ist ein richtig erfolgreiches
Jahr in Pfungstadt. Der Aufbau hat lange
gedauert. Fast so lange wie der Flug von Voyager
2. Nach 12 Jahren erreicht die amerikanische
Raumsonde endlich den Planeten Neptun. Ganz
schön lahm das Teil. Die Erfolgsserie der
Nachwuchsgolfer hält an. Die Schülermannschaft
in der Besetzung Grünenthal, Schreiner,
Steinhoff und Zimmermann holt bei den Deutschen
Meisterschaften Silber und Nicole Grünenthal
trägt sich als erste Einzelspielerin aus
Pfungstadt mit der Deutschen Meisterschaft in
der Kategorie Schülerinnen in die Ahnentafel
ein. Salman Rushdie, der mit seinen Versen Geld
verdient und es auf Intervention von Ayatollah
Khomeini auch gibt, kann von diesen Erfolgen nur
im Untergrund hören. Gänzlich unbeeindruckt
zeigen sich auch der spanische Maler Salvador
Dali, der Quizmaster Robert Lembke ("Welches
Schweinderl hätten's denn gern?") und der
japanische Kaiser Hirohito, die sich rechtzeitig
"aus dem Staub gemacht" haben. Neben dem
Endrundensieg von Manfred Pester beim 3.
"18-Bahnen-Pokal-Turnier" verblassen die Siege
von Steffi Graf und Boris Becker bei den
Einzelwettbewerben von Wimbledon und New York
zwar etwas, aber die Gewinnprämien haben ihnen
sicher darüber hinweg geholfen. Manfred hat
dafür seine Tafel (Gradschlag). Über deren Wert
wird strengste Geheimhaltung geübt. Ob die
Massenflucht aus der DDR, die am 9. November
1989 mit der Öffnung der Grenzen legalisiert
wird, positive Auswirkungen auf die Erfolge der
Bahnengolfer in Pfungstadt haben wird, glaubt zu
diesem Zeitpunkt niemand. Tatsache ist, daß der
TSV Pfungstadt seit 1989 den zweitgrößten
Bahnengolfverein Hessens stellt. Neun
Mannschaften kämpfen in verschiedenen Kategorien
um Punkte und Ehre (oder sowas in der Art).
Das Jahr 1990 hält für die Aktiven
aus der Modaustadt ganz besondere Erfolge
bereit. Während sich die Weltöffentlichkeit über
die Beendigung der 28jährigen Haft des
südafrikanischen Schwarzenführers Nelson Mandela
freut, räumen die Mannschaften des TSV in den
Punktrunden fast alles ab. Nachdem schwere
Orkane über Deutschland gebraust sind und Teile
davon verwüstet haben, der FC Bayern München
eine weitere Deutsche Fußballmeisterschaft
eingefahren hat (wie langweilig) und "Das
Phantom der Oper" in Hamburg als
deutschsprachige Erst- aufführung über die Bühne
geht, fangen die Bahnengolfer aus Pfungstadt an,
selbst ein wenig Geschichte zu schreiben. Sie
stellen zwei Teilnehmer der Hessenauswahl, die
beim Jugend-Länder-Pokal in Murnau und
Garmisch-Partenkirchen startet (Nicole
Grünenthal und Peter Zimmermann). Gleich drei
Mitstreiter gehen beim
Bundesländer-Vergleichskampf der Erwachsenen im
Saarland an den Start. Es sind Manfred Pester,
Stefan Weißer und Thomas Wiemer. Nachdem sich
Nicole in der Kombiwertung den Deutschen
Meistertitel in der Kategorie Jugend weiblich
geholt hat, wird sie mit der
Jugend-National-Mannschaft beim Nationen-Cup
noch Vizeeuropameisterin. Da werden Golferträume
wahr. Na gut, die Deutsche
Fußball-Nationalmannschaft wird in Italien
Weltmeister und Nicole Uphoff gewinnt bei der
Reiter-WM in Stockholm sowohl im Einzel als auch
mit der Mannschaft den Titel. Die
DDR-Volkskammer beschließt am 23. August den
Beitritt zur Bundesrepublik, der am 3. Oktober
vollzogen wird. Das freut die rund 25.000
Teilnehmer des Berlin Marathon, die aus 61
Nationen angereist sind und nun durch die nicht
mehr geteilte Stadt wetzen dürfen. Anscheinend
war das alles zu viel für die "Eiserne Lady" von
der Insel. Die britische Premierministerin
Margaret Thatcher tritt zurück.
Um es vorweg zu nehmen: 1991 wird
für Pfungstadt zur Legende und für alle anderen
Bahnengolfvereine zum Alptraum. Die Aktiven aus
der Modaustadt räumen alle Titel bei den
Verbandswettbewerben ab. Wen wundert's, daß da
auch im Nahen Osten der Golfkrieg tobt? In
Hessen regiert eine rot-grüne Koalition. Auch
die Deutschen Schwimmer zeigen sich bei der WM
in Perth (Australien) von ihrer besten Seite.
Als am 30. April bei den
Sachsenring-Automobilwerken in Zwickau mit dem
3.069.099 Trabant gleichzeitig der letzte dieser
Gattung vom Band läuft, steht fest, daß
Pfungstadt bei den Schüler- und
Jugendmannschaften den Hessenmeister stellt. Das
1. Herren-Team Abt. II wird ebenso erster in der
Hessenliga wie die 2. Mannschaft in der
Bezirksliga. Die Damen-Mannschaft wird
Vizemeister. In den Einzelwetbewerben kommen die
Hessenmeister der weiblichen Jugend ( Nicole
Grünenthal ), der männlichen Jugend (Marc
Steinhoff) und der Herren (Thomas Wiemer) alle
aus Pfungstadt. Die Bundesliga-Aufstiegsspiele
in Freising sind sowohl für die Damen-, als auch
für die Herrenmannschaft zwar nicht von Erfolg
gekrönt aber dennoch ein positives Erlebnis.
Während Diego Armando M. offenbar frei nach dem
Motto "No dope, no hope" lebt und kickt, wird
Nicole Grünenthal eben mal so
Vize-Europameisterin bei der weiblichen Jugend
und Dritte mit der Nationalmannschaft, beim
Jugend-Nationen-Cup in Österreich (ganz
ungedopt). Da trifft es sich gut, daß in den
Ötztaler Alpen eine etwa 4.000 Jahre alte
mumifizierte Leiche im Eis eines Gletschers
entdeckt wird. 1991 war neben den Erfolgen der
Bahnengolfer des TSV Pfungstadt auch noch das
Jahr, in dem Rajiv Gandhi einem Attentat zum
Opfer fällt, Bundeskanzler Kohl von
Demonstranten in Halle mit Eiern und Farbbeuteln
beworfen wird und der 1. FC Kaiserslautern die
Meisterschale des deutschen Fußballs in die
Pfalz holt. Die Restaurierung der Quadriga auf
dem Brandenburger Tor wird nach 15 Monaten
abgeschlossen und der Golfplatz in der
Christian-Meid-Straße gleicht noch einer
mittelgroßen Baustelle. Wie die Zeitungen
berichten, landet der amerikanische Präsident
George Bush in Moskau. Er tut dies nicht auf dem
Roten Platz und auch nicht mit einer Cessna 172
(Rust schreckt ab). In den Ausgaben der neu
geschaffenen Vereinsinformationen wird auf
dieses Ereignis allerdings kein Bezug genommen.
Als eines der "Sahnestücke" in der
Vereinsgeschichte ist der Sieg beim
Mannschaftswettbewerb auf der Cobigolf-Anlage
des CGC Rauschenberg zu sehen. Die seit Jahren
ungeschlagene nordhessische Truppe muß die
Siegestrophäe beim eigenen Pokal-Turnier in
Richtung Pfungstadt ziehen lassen.
Der April 1992 wird fast zum Monat
des Jahres. Die letzte Weltausstellung des 20.
Jahrhunderts, die "Expo 92" öffnet ihre Tore und
Euro-Disney auch. Der Umbau des Pfungstädter
Golfplatzes ist beendet. Die Anlage, auf der
bereits zwei hessische
Bundesliga-Aufstiegsspiele stattgefunden haben,
ist für sein 3. "Großereignis", die
Deutschen-Bahnengolf-Meisterschaften, bestens
präpariert. Ganz nebenbei sei bemerkt, daß sich
auch im Fußball etwas tut. Der VfB Stuttgart
wird Deutscher Fußballmeister, Werder Bremen
holt den Europa-Cup der Pokalsieger und Hannover
96 gewinnt den DFB-Pokal. Die Zeit der jungen
Sportlerinnen ist noch nicht vorbei. Was bei den
Schwimmerinnen die 14 jährige Franziska van
Almsick, ist in Pfungstadt einmal mehr Nicole
Grünenthal. Während sich die Aktiven bei der DM
in Pfungstadt auch als Organisationsprofis
beweisen (unsere Ergebnisse waren immer fixe
Faxe), setzt sie einen weiteren Meilenstein in
die "Erfolgsmauer" der Abteilung. In der CSSR
wird Nicole sowohl mit der Nationalmannschaft
als auch im Einzelwettbewerb Europameisterin der
Jugend. Die Inbe-triebnahme des
Rhein-Main-Donau-Kanals ist nach diesem Erfolg,
zumindest in Pfungstadt, überhaupt kein Thema
und ebenso unbemerkt wird Bill Clinton 42.
Präsident der USA.
Das Jahr 1993 sieht die
Pfungstäder Farben in allen hessischen Ligen.
Von der Schüler- bis zur Seniorenmannschaft wird
hier alles geboten. Erstmals startet eine
Herrenmannschaft in der Bezirksliga der
Abteilung I. Das hat einen historischen
Neuaufbau der 1. Mannschaft Abteilung II zur
Folge und einen traditionsgemäßen letzten Platz
beim ersten Hessenliga-Punktspiel. Dieses Mal
allerdings nicht in Dreieichenhain (!), sondern
in Aßlar (Tärä!). Der Abteilungsvorstand besteht
zwischenzeitlich aus 19 Personen. Blickt man 14
Jahre zurück, so sieht man im "Management" nur 4
Namen auf der Liste. Das ist der Beweis: je
größer die Erfolge, desto mehr Arbeit. Nach den
Riesensiegen der vergangenen Jahre kehrt etwas
Ruhe ein. Man kann sich voll und ganz auf die
Einführung des "gelben Sackes" konzentrieren und
auf die Erstausgabe der Zeitschrift "Focus". Der
zum Meinungsaustausch eingeführte
"Sonntag-Abend-Stammtisch" feiert seinen ersten
Geburtstag und die Vereinsinformation legt den
2. Jahrgang ein. Über die Hintergründe des
Bombenanschlags auf die neu errichtete
Justizvollzugsanstalt in Weiterstadt kann man
hier zwar ebenso wenig lesen wie über den neu
vorgestellten Airbus A 321, aber über das
Abteilungsleben dafür umso mehr.
Eine Frage bleibt auch 1992
ungeklärt: Steffi Graf siegt und siegt und
siegt; warum spielt die eigentlich nicht
Bahnengolf? Nicht unerwähnt bleiben darf an
dieser Stelle die Hessen-meisterschaft des
Damen-Teams. Die Herren halten sich zwar vornehm
zurück, können aber dennoch nicht verhindern,
daß sie als Vizemeister der Hessenliga am
Bundesliga-Aufstiegsspiel in Merchweiler
teilnehmen. Die Damen fahren nach Lauffen.
Geschafft haben's zwar beide nicht, aber schön
war's wieder mal.
1994 beginnt wie das Vorjahr
geendet hat mit Natur- und Umweltkatastrophen.
Das Deutsche Eck in Koblenz steht unter Wasser
und ein Containerschiff verliert mehrere 10.000
Beutel eines Pestizids. Brandkatastrophen in
Australien, arktische Eiswinde, Schneestürme und
Temperaturen von bis zu 40 Grad minus im
Mittleren Westen und an der Ostküste der USA
machen den Menschen das Leben ebenso schwer wie
ein Erdbeben in Kalifornien. Aus Pfungstädter
Sicht schreiben die Schülermannschaft mit ihrer
Bronzemedaille bei den Deutschen Meisterschaften
im schleswig-holsteinischen Trappenkamp, das
Damenteam mit seinem Aufstieg in die Bundesliga
und die Herrenmannschaft Abteilung I mit der
Meisterschaft und dem Aufstieg in die Hessenliga
ein weiteres Stück der jüngeren
Abteilungsgeschichte.
Wie alle Jahre wieder, begann auch
1995 mit dem historischen Datum 1. Januar. Zu
diesem Zeitpunkt ahnte niemand was in den
Pfungstädter Bahnengolfern steckt. Nach wie vor
wurde in allen hessischen Ligen um Punkte
gekämpft. Die Spannweite der Ergebnisse reichte
von "Grottenschlecht" über "Gar nicht mal so
übel" bis hin zu "Weltklasse". Nach Abschluß der
Meister-schaftsrunde stand fest: Keine
Mannschaft steigt ab und keine auf. Eine recht
positive Leistung der gesamten Abteilung.
Im Einzelbereich konnten sich
Thomas Wiemer und Nicole Grünenthal für die
Länderauswahl empfehlen. Doch auch die
Leistungen des Hessenteams ähnelte er
Spielstärke des Pfungstädter Vorbilds in der
ersten Jahreshälfte. Bei der Jugend war
Sebastian Philipp für die Hessenauswahl
nominiert und siehe da, die Mannschaft belegte
den zweiten Platz beim
Jugend-Länder-Vergleichskampf.
Diese Signalwirkung nutzend waren
die Bahnengolfer aus Pfungstadt wieder knackig
bei der Sache. Und als es um die großen Erfolge
ging, ist es dann halt passiert. Nach dem
dritten Platz von Adalbert Rüsing bei den
Hessischen Senioren-meisterschaften, ließ sich
auch die Schülermannschaft nicht lumpen und kam
erneut mit einem dritten Platz von den Deutschen
Meisterschaften, diesmal aus Hannover, zurück.
Auch die heile Welt der Abteilung III wurde von
Pfungstadt aus auf den Kopf gestellt. Frei nach
dem Motto "Cobigolf ist geil", griff sich die
Mannschaft aus Pfungstadt (mit Betreuung aus
Frankfurt; hallo Heike) in Essen den Titel des
Deutschen Meisters. So nebenbei wurden im Einzel
sowohl bei den Herren (Thomas Wiemer/Lutz Brune)
als auch bei der Jugend (Axel Eric
Timm/Sebastian Philipp) noch der zweite und
dritte Platz in der jeweiligen Kategorie belegt.
Bei der Spielersitzung für die
Planung der Saison 95/96 herrschte auf der
Bahnengolfanlage in der Chrisitan-Meid-Straße
wieder der ganz normale Wahnsinn. Den Gedanken
vor Augen die Pfungstädter Farben überregional
bekannt zu machen, wurde die 1. Mannschaft
Abteilung II nach dem Neuaufbau im Jahr 1993
wieder eingestampft. Ein vollständig entnervter
Sportwart, Manfred Pester ("Ich schreib' jetzt
nur noch auf was Ihr mir sagt."), haderte mit
dem Schicksal, als er die dritte Version der
Mannschaftsaufstellungen auf einen seiner immer
zahlreich vor-handenen Zettel kritzelte. Keiner
wußte so recht wo er spielen wollte. Nur Einer
behauptete immer wieder: "Ich spiele keine
Abteilung I" und ein Zweiter sagte: "Niemals
Abteilung II." In einer weiteren positiven
Gesamtleistung raufte sich die Abteilung so
zusammen, daß aus den zahlreichen
Mannschaftskreationen so viele Teams gebildet
werden konnten, daß jeder der spielen wollte
auch spielen durfte (wenn auch vielleicht nicht
das was er wollte, oder konnte, oder so ...). Na
Bravo! Lagerfeld & Co. wären ob der
Kreativität dieser Versammlung in wahre
Verzückung geraten. Ging es doch im übertragenen
Sinn darum die Frage zu klären: Wie mache ich
aus 30 Leuten 8 starke Mannschaften mit jeweils
6 Spielern?
Die neuen Ziele waren klar
abgesteckt, als es in die Punktrunde ging. Für
die 1. Mannschaft Abteilung II heißt es:
Meisterschaft und Aufstieg in die nächst höhere
Klasse. Die Folgen von Neugründungen und die
Steueraffäre Graf vollständig außer acht
lassend, vergaß das Team den traditionellen
letzten Platz beim ersten Punktspiel, siegte
zwei Mal und wurde verlustpunktfrei und souverän
Herbstmeister (Alpia, Alpia, Alpia!!!). Die
Jugend-mannschaft wurde Vize-Herbstmeister. Alle
anderen Teams liegen recht gut und brauchen in
keinster Weise an den Abstieg zu denken.
Wenn das
"Pfungstädter-Bahnengolfer-Jubiläums-Jahr" 1995
mit dem historischen Datum 31. Dezember zu Ende
geht, werden in 1996 nicht nur auf die
Pfungstädter Sportler, sondern auch auf den Rest
der Welt wieder viele neue Höhepunkte (und
hoffentlich wenige Rückschläge) warten.
Diese Chronik verdanken wir
Wolfgang Selzer - Danke!
Wer schreibt unsere Chronik weiter?
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