TSV Pfungstadt Abteilung Bahnengolf
Chronik
 

Chronik

18.01.1963! Dem Vorstand des TSV Pfungstadt lag die Anregung einiger junger Sportfreunde vor eine Miniaturgolfgolfanlage zu bauen. Aus Zeitgründen, konnte das Anliegen in der Vorstandssitzung an diesem Tag nicht mehr behandelt werden. Doch damit war es nicht genug, denn das Thema war zum Glück noch nicht vom Tisch.

Gegen Ende des Jahres 1963 wurde bereits mit der Deutschen-Bahnengolf-Vertriebs GmbH in Hamburg über den Bau einer Miniaturgolfanlage verhandelt. Durch geschicktes Taktieren des Vertriebsrepräsentanten, einem Herrn Leo Schaller, wurde der Vorstand überzeugt und die Anlage gebaut. In den ersten Jahren war Herr Schaller gleichzeitig Betreiber des Golfplatzes in Pfungstadt. Erst 1966 wurden die Bahnen an den TSV verkauft. Damit war es um den Fortbestand dieser Sportart (unbeabsichtigt) beinahe geschehen. In der Anfangszeit war das Golfspielen noch reiner Zeitvertrieb für die Leute. Aus vielen Texten kann man lesen, daß es immer schwierig war, einen geregelten Spielbetrieb zu gewährleisten. Nachdem mehr oder weniger intensiv über den Abbau der Golfanlage nachgedacht worden war, trat der TSV Pfungstadt im Jahr 1967 doch dem Deutschen Bahnengolf Sportverband e.V. bei.

Als sich 1970 eine Abteilung gründete, zierte den Platz noch eine Lichtanlage mit vielen bunten Plastikschirmchen; an jeder Bahn eines. Was damals noch keiner wußte, diese Art der Beleuchtung teilte sein Schicksal mit dem der Dinosaurier. Die Plastikschirmchen waren von Anfang an vom Aussterben bedroht. Doch das war beileibe kein Grund an dem sich 1970 die Gemüter erhitzten. Der Platzwart war das Problem und ist es über Jahre hinaus geblieben. Schuld daran war der schnöde Mammon, der bei der Entlohnung schon seit jeher eine gewichtige Rolle spielte. Je weniger Geld vorhanden war, um so wichtiger war es (böse Welt). Über Jahre hinweg wurde der Platzwartdienst von Herrn Karl Köhler versehen. Er war gleichzeitig der Schwiegervater eines Abteilungsmitgliedes. Womit wir beim Thema wären. In der Bahnengolfabteilung ging es schon immer recht familiär zu.

Das führte 1975 dazu, daß es mit der Abteilung schon wieder den vielzitierten "Bach hinunter" ging. Durch zahlreiche Austritte, schrumpfte die Zahl der Aktiven auf zeitweise 4 Personen. Das war zu einem Zeitpunkt, als der Abteilungsvorstand ein bisher noch nie dagewesenes Problem bereits abgehakt hatte. Einem in wenig ehrenvoller Absicht agierenden Platzwart war im Laufe des Jahres der größte "Coup" in der bis dahin recht jungen Abteilungsgeschichte gelungen. Er war mit der Kasse und deren spärlichem Inhalt getürmt und ward nie wieder gesehen. Nachdem 1975 zum Katastrophenjahr der 70er erklärt worden war, ging das Management des Platzdienstes auf die Fußball-jugend über. Der anfangs recht gute Gedanke erwies sich in zunehmendem Maße als Flop; Haken dran und ab.

Am 24. September 1977 (Samstag) fand das erste Publikumsturnier statt. Kurze Notiz hierzu: Die Arbeit war immens, die Meinungen geteilt und die Resonanz gering. Golfsport und Pfungstadt schienen einfach nicht zusammenpassen zu wollen. Dennoch gaben die Enthusiasten (wie man Verrückte verniedlichend auch nennen kann) nicht auf. Die Abteilung war im stetigen Neuaufbau. Von Aufhören sprach kaum einer.

Seit 1985 wurde mehr oder weniger intensive Breitenarbeit betrieben. Der Wettbewerb um den "Bahnengolfer des Monats" wurde eingeführt. Im Jahr 1987 wurde als Erweiterung zum bestehenden Angebot der "Bahnengolfer des Jahres" aus der Taufe gehoben. Die Spielregeln zum Breitensportwettbewerb wurden 1988 modifiziert. Ab 1987 begann eine noch weitere Öffnung zum Publikum hin. Einige Aktivitäten aus dieser Zeit waren Golfplatzfete mit Livemusik und kostenlosem Spielen; verlängerte Öffnungszeiten; Teilnahme an der Pfungstädter Straßenkerb mit Spielbahn (wenn die Pfungstädter schon nicht auf den Golfplatz kommen bringen wir ihn eben zu ihnen hin); freier Eintritt für Mütter und Väter, die am Mutter- bzw. Vatertag in Begleitung ihrer Kinder Golf spielen wollen; Sommerfest; Teilnahme an den "Tor auf" Aktionen des TSV (ab 1989); ...usw.

Durch verstärkten Zuspruch der Freizeitgolfer stieg auch die Anzahl der Abteilungsmitglieder (von vier auf zeitweise "unüberschaubar"). Das Management der Anlage lag nun auch wieder seit Jahren bei der Abteilung und führte in jüngster Vergangenheit zur Generalüberholung des Platzes. Die Aktion (einschließ-lich Neuverlegung aller Bahnen) ist noch lange nicht abge-schlossen und wird in der "Chronik" wohl noch einige Zeit fortgeschrieben. Ob die Rückkehr der Dinosaurier in diesem Jahrtausend stattfindet, ist trotz vielfältiger Bemühungen aus Hollywood doch sehr fraglich. Demzufolge gibt es auch keine bunten Plastikschirmchen mehr (obwohl die Nostalgiewelle ungebrochen ist). Dennoch könnte so manchem beim Golfen in Pfungstadt bald ein Licht aufgehen.

Von Mitgliederzahlen und ähnlich obskuren Geschichten

Mitglieder

Die Anzahl derer, die in Pfungstadt Miniaturgolf spielen wollten, war schon seit jeher ein Problem. Ganz zu Anfang hatte ein Bahnengolfverein mehr Mitglieder als der einzelne Aktive Bälle in seiner Tasche. Dieses Verhältnis hat sich, der Industrialisierung Deutschlands folgend umgekehrt. Eine unüberschaubare Flut von runden, bunten Kugeln prasselt auf die herab, die versuchen, mit möglichst wenig Schlägen von Punkt A (wie Abschlag) bis zu Punkt Z (wie Ziel) zu kommen.

 Wie sich die Mitgliederzahl in Pfungstadt entwickelt hat, veranschaulicht das nachfolgende Diagramm. Es zeigt, daß der Tiefststand mit 4 Aktiven zum Jahresende 1975 erreicht war. Dennoch gelang es damals, die Spielzeit zu Ende zu bringen. Die Mitgliederzahl blieb in den folgenden Jahren ziemlich konstant bei 7 bis 8 Personen stehen. Erst 1979 kam ein regelrechter Schub. Die Abteilung zählte plötzlich (und von vielen Wenigen unerwartet) 18 Personen.

Der starke Anstieg in den letzten 7 bis 8 Jahren geht auf eine Steigerung im Schüler- und Jugendbereich zurück. Die Inten-sivierung der Jugendarbeit wurde dadurch noch verstärkt, daß sich 1988, erstmals seit Beginn des Golfsports in Pfungstadt, ein Aktiver als Landesjugendwart im Vorstand des Hessischen-Bahnengolf-Sportverbandes (HBSV) engagierte. Unser Volker Grünenthal erntete für seine Arbeit zwar nicht immer den gebührenden Beifall, aber die Arbeit trug bald reiche Früchte. Der TSV Pfungstadt ist seither bei der Jugendarbeit führend. Das unterstreichen auch die Erfolge bei den Deutschen Meisterschaften der Schüler und Jugendlichen. Während bei den Schülerinnen 1988 zunächst eine Vizemeisterin in die Modaustadt kam, war es ein Jahr später eine Deutsche Meisterin und eine Vizemeisterschaft der Schülermannschaft. Nach einer Europameisterschaft 1992 folgten 1994 wieder die Schüler, die mit der Mannschaft Dritter bei der DM wurden. 1995 gelang ihnen die gleiche Plazierung nochmals.

Da sind auch noch'n paar Oldies am Werk

Schon 1980 betraten die Golfspieler aus Pfungstadt die überregionale Szene. Sie sorgten bei ihrem Auftritt in der Spreestadt Berlin (damals noch zweigeteilt und mit Mauer) zwar nicht unbedingt für viel Aufsehen, aber Eingeweihte wissen, daß es an der Modau meistens etwas zurückhaltender zugeht. 1981 verloren die Aktiven fast vollständig die Nerven und beteiligten sich an einem Turnier in Luxemburg. Was damals noch Seltenheitswert hatte, ist heute schon fast Alltag. Turnierstarts im Ausland und die Teilnahme an Hallenspielen kommen immer öfter vor und tragen zur Steigerung der Spielstärke bei.

Just by the way

(wie der Engländer sagt) sollte natürlich nicht unerwähnt bleiben, daß die Aktiven der Bahnengolfabteilung des TSV Pfungstadt seit 1970 auch an der Punktrunde ihres Landesverbandes teilnehmen. In der Saison 70/71 spielte eine Mannschaft in der B-Liga und 71/72 in der Bezirksklasse. Heute sagt man Bezirks-liga dazu und kann bemerken, daß es die mangels Masse in der Saison 94/95 in Hessen nicht gibt. Besonders zu erwähnen sind die Spielzeiten 77/78, 78/79 und 79/80. In der Saison 77/78 war das TSV-Team mit einem Durchschnittsalter von 23 Jahren die jüngste Mannschaft in der Bezirksliga. Frech wie wir damals waren, abonnierten wir den Meistertitel drei Jahre in Folge. Doch erst im dritten Anlauf gelang der Aufstieg in die Gruppenliga. Damals eine Sensation in der Modaustadt. Allerdings nur bei den Bahnengolfbegeisterten. In der Saison 80/81 startete erstmals seit Bestehen der Abteilung eine Jugendmannschaft in der Punktrunde. Als Anmerkung für die ersten Mannschaften Abt. II der jüngsten Vergangenheit sei erwähnt, daß das Herren-Team von der Saison 77/78 bis 80/81 auf der Heimanlage nicht einen einzigen Punkt abgegeben hat. Die Pfungstädter Anlage war wie eine uneinnehmbare Festung. Der nächste Meilenstein findet sich in der Saison 88/89. Die Bahnengolfer des TSV schickten insgesamt fünf Mannschaften in die Punktrunde. Es waren je eine Mannschaft in der Gruppen- und der Bezirksliga (je 6 Personen), ein Damen-, sowie ein Jugend- und ein Schüler-Team (je drei Personen). 89/90 tummelten sich drei 6er Mannschaften im Kampf um die Punkte. Die Erste hatte den Sprung in die Hessenliga geschafft und auch sonst konnte sich der TSV mit seinen Erfolgen überall sehen lassen. Daß aller Anfang schwer ist, mag man an der Tatsache sehen, daß der erste Start der Hessenliga-Crew in Dreieichenhain ein voller Reinfall war. Letzter Platz, oh weh! Doch wo gegolft wird fallen Punkte. Dieses Desaster erlebte das Team in Dreieichenhain Jahre später noch einmal (das sollte vielleicht zu denken geben).

Turnieraktivitäten

Die ersten Spuren finden sich im Jahr 1972. Damals wurde das "1. Löwenpokal-Turnier" ausgetragen. Den Namen spendete das Wappentier des TSV Pfungstadt, der Löwe, der in dieser Zeit auch auf der Brustseite der Spielertrikots prangte. Insgesamt bestand die Serie aus 10 Turnieren. Das letzte fand mit einer Beteiligung von 65 Aktiven im Jahr 1986 statt. Das nachfolgende Schaubild zeigt die Teilnehmerentwicklung.

Sieht man von einer schier unglaublichen Steigerung im Jahr 1980 einmal ab (hier wurde auf zwei Anlagen gespielt - Pfungstadt und Walldorf), verzeichnete das Turnier seit 1972 rück-läufige Teilnehmerzahlen. Immer nur regional ausgeschrieben, war der "Löwen-Pokal" eines unter vielen Turnieren im südhessischen Raum. In den 80er Jahren orientierten sich viele Vereine zunehmend auch über die Ländergrenzen hinweg. Daher blieben für regionale Turniere immer weniger Interessenten übrig. Ewig lockt das Neue. So mancher hat seine ersten Turnierschritte in Pfungstadt gemacht und sich dabei wohl gelegentlich gefragt, warum es manchmal so schwer sein kann, einen kleinen Ball auf so kurzer Distanz nicht in einem wesentlich größeren Ziel unterbringen zu können.

Abgelöst wurde der traditionsreiche "Löwen-Pokal" im Jahr 1987 durch das "18-Bahnen-Pokal-Turnier". Hierin eingeschlossen war auch ein neuer Modus, der ein Turnier in Pfungstadt wieder attraktiver machen sollte. Kernstücke waren die Ehrung der Kategoriesieger nach den Vorrunden und die Endrunde, die - anders als bei allen Turnieren - an jeder der 18 Bahnen gleichzeitig begann. Heute noch streiten sich die Gelehrten darüber, ob dieser "Massenstart" bahnbrechend war für den Golfsport allgemein. Lassen wir sie. Eines ist klar, diese Idee war beispielgebend für andere Vereine, auch einmal etwas Neues zu versuchen und nicht immer den gleichen Trott zu gehen.

Nachfolgend noch ein Diagramm, das die Teilnehmerzahl des "18-Bahnen-Pokal-Turnier" darstellt. Wie sofort ins Auge fällt, begann die Serie mit "mageren" 56 Teilnehmern. Über die mäßige Beteiligung der Jahre 1988 und 1989 konnten sich die Veranstalter auch nicht recht freuen. Erst mit dem Quantitäts- und Qualitätsschub des Jahres 1989 kam die Wende. Die Bahnengolfer aus Pfungstadt waren auf viel mehr Turnieren als seither präsent. Sie zeigten sich in Landesverbandsturnieren sowie überregional und international konkurrenzfähig. Plötzlich war Pfungstadt "In". Obwohl der Modus nur geringfügig geändert worden war, wollten seit 1990 immer über 100 Teilnehmer in der Modaustadt an den Start gehen.

Die Abteilung im Spiegel der Weltgeschichte

Die Frage, ob zuerst die Henne war oder das Ei, kann natürlich (obwohl für die Menschheit immens wichtig) nicht in einer Chronik geklärt werden. Deshalb beginnt dieser Teil erstmal mit den Personen. Danach folgt die Handlung.

Die Personen

Von 1970 bis 1973 Charles Lewis

Von 1973 bis 1974 Ludwig Daum

1975 Ludwig Haberländer

Von 1976 bis 1979 Ludwig Daum

Von 1980 bis 1985 Wolfgang Selzer

1986 Manfred Daum

1987 Volker Grünenthal

Februar 1997 Carsten Haag

Juli 1997 Jörg Waidner

Roland Tichai

2005? Nicole Grünenthal

Februar 2008 Lutz Brune

seit Februar 2010 Magnus Pester

Ehrenvorsitzender

Seit 1980 Lothar Duft

Manch einer wird sich fragen, warum hier nur die "Köpfe" aufgeführt sind. Doch der aktive Vereinsmeier wird wissen, daß es einfach zu weit führen würde, die kompletten Vorstände seit 1970 hier aufzuzeigen.

Der Geschichtsrückblick

 Wer von den "Alten" kennt ihn nicht, den Scherz mit dem Nachnamen des ersten Abteilungsleiters der Bahnengolfer aus Pfungstadt? Er war der, dem man es ständig unterschieben wollte, diese blauen, amerikanischen Arbeitshosen (Jeans) erfunden zu haben. Heute sind sie in allen Farben und verschiedenen Formen erhältlich und längst "salonfähig" geworden. Mancher zahlt für eine gebrauchte 501 mehr als für neue Nonames. Mittlerweile hat es sich auch herumgesprochen, daß nicht unser Charles es war (der alte Rennfahrer), sondern einer dessen Namen man eingedeutscht "Lieweis" ausspricht. Also Charles, noch mal Schwein gehabt!

Es hat zwar unbestritten jeder seine Eigenarten, aber eines haben sie doch gemeinsam, die Herren Lewis, Haberländer und Duft. Sie alle sind in eine Zeit hineingeboren und in ihr aufgewachsen, an die heute kaum noch einer gerne zurückdenkt. Ihre Jugend verbrachten sie in den Kriegsjahren. Die NSDAP war an der Macht und der deutsche Einheitsstaat perfekt.

Im Geburtsjahr von Ludwig Haberländer (1934) stirbt Hindenburg im Alter von 86 Jahren. Marie Curie und Joachim Ringelnatz, wer kennt die Namen nicht, tun es ihm gleich. Als positiv mag mancher die Geburt von Brigitte Bardot empfinden. Gut, wen es interessiert, der kann jetzt zumindest nachrechnen wie alt sie wirklich ist. Schalke 04 wird durch einen Sieg über den 1. FC Nürnberg erstmals Deutscher Fußballmeister und Deutschland bei der WM in Italien Dritter hinter der Tschechoslowakei und Italien. Die "Tour de France" wird von einem Franzosen gewonnen. Vermutlich konnte er die französischen Straßenkarten am besten lesen.

1939 wird Schalke 04 mit einem 9:0-Sieg über Admira Wien ebenfalls Deutscher Fußballmeister (Stichwort: Schalker "Kreisel"). Hitler feiert seinen 50. und schickt seine Truppen nach Polen. Papst Pius XI. macht sich auf den Weg gen Himmel und eine Volkszählung im Großdeutschen Reich ermittelt 86,6 Millionen Menschen. Einer davon ist Lothar Duft. Während wiederum Millionen zu den Klängen von Glen Millers "In the Mood" rhythmisch mit den Fußspitzen wippen, wird auf der Berliner Funkausstellung erstmals der neue Einheits-Fernsehempfänger E1 vorgestellt. Daß die 1939 im deutschen Straßenverkehr eingeführten Geschwindigkeitsbegrenzungen auf das Ab-leben von Sigmund Freud zurückzuführen sind, kann als unbe-stätigtes Gerücht zu den Akten gelegt werden. Der österreichische Nervenarzt und Psychologe stirbt im Alter von 83 Jahren nicht im deutschen Verkehrsgetümmel. Außer dem gescheiterten Attentat auf Hitler, ist zu diesem Jahr lediglich noch erwähnenswert, daß die Kfz-Haftpflicht-Versicherung eingeführt wird.

Ganz anders lief es in der Zeit als die Abteilungsleiter Daum, Selzer und Grünenthal das Licht der Welt erblickten.

Rechtzeitig vor der Geburt von Wolfgang Selzer feiert Berlin am 9. Januar 1958 noch schnell den 100. von Heinrich Zille. Beide haben nichts damit zu tun, daß Elvis Presley zur Armee eingezogen und Papst Pius XII. "nach oben" beordert wird. Für Wolfgangs späteren Berufsweg werden bereits wichtige Entscheidungen getroffen. Dem bundesdeutschen Beamten wird auf dem Gnadenweg die 45-Stunden-Woche "geschenkt" und Samstags sind die Staatsdiener nur noch bis 13 Uhr an den Schreibtisch gefesselt. Trotzdem sind in der Bundesrepublik eine Million Fernseher angemeldet (wann haben die Leute eigentlich Zeit zu gucken?). "Der eiserne Gustav" mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle hat Premiere. Die Möglichkeiten des Satellitenem-pfangs kann allerdings noch niemand nutzen, da die Amerikaner erst 1958 einen künstlichen Erdtrabanten ins All schießen. Das tangiert die Besatzung des amerikanischen Atom-U-Bootes "Nautilus" bei der 1. Norpol-Unterquerung ebenso wenig wie die Teilnehmer des 1. "Ostermarsches" der Atomgegner im April. Ob Franz-Josef Strauß als amtierender Verteidigungsminister vom vierten Platz der Deutschen bei der Fußball-WM in Schweden begeistert ist, kann heute auch nicht mehr nachvollzogen werden. Für autofahrende Golfspieler und Golfspielerinnen sei noch erwähnt, daß 1958 die Verkehrssünder-Katei beim Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg eingerichtet wird.

Als Manfred Daum im Oktober 1956 das Licht der Welt erblickt, ist das Jahr fast gelaufen. Im Suez-Kanal wird Schiffe versenken gespielt und in Ungarn probt das Volk den Aufstand. Bundeskanzler Konrad Adenauer hat Franz-Josef Strauß zum Verteidigungsminister ernannt, und die Wirtschaft boomt ohne Ende. Das Bruttosozialprodukt steigt um 12,7%. Es ist das Jahr der Rücktritte. Im April verabschiedet sich der amerikanische Boxer Rocky Marciano (Urahn von Sylvester Stallone?) nach 49 Kämpfen, in denen er ungeschlagen blieb, von seiner aktiven Laufbahn. Er war Weltmeister im Schwergewicht von 1952 bis 1955. Der sowjetische Außenminister Molotow tritt ebenfalls zurück. Ob er der Erfinder des gleichnamigen Cocktails ist (Parallele zu Charles Lewis und der Jeans), soll an dieser Stelle nicht vertieft werden. Das ganze hat auch nichts damit zu tun, daß der Film "Hochzeit auf Immenhof" mit Heidi Brühl und Paul Klinger in den Hauptrollen in Hannover uraufgeführt wird. Sportliche Höhepunkte gibt es 1956 bei der Olympiade in Melbourne (wo ist Schalke 04?).

Ebenso turbulent geht es im Geburtsjahr von Ludwig Daum und Volker Grünenthal zu. Beide sind im selben Monat (Februar) geboren und müssen 1955 als Baby vollkommen wehrlos zusehen, wie der französische Modeschöpfer Dior seine "busenlose" Mode vorstellt. Das 1958 unter dem Nordpol gesichtete 1. Atom-U-Boot "Nautilus" startet von Hafen Geoton in Connecticut aus zu seiner Jungfernfahrt. Unbeeindruckt von Volkers und Ludwigs Geburt, sterben Albert Einstein (der mit der frechen Zunge), Thomas Mann und James Dean. Winston Churchill tritt zurück und die deutschen Lichtspieltheater haben das, was ihnen heute oftmals fehlt. Erfolgreiche Streifen erleben ihre Uraufführungen: "Des Teufels General" mit Curd Jürgens, "Die Ratten" mit Maria Schell und Curd Jürgens, "Jenseits von Eden" mit James Dean und unvergessen (weil dauernd im Fernsehen wiederholt) "Sissy" mit Romy Schneider und Karlheinz Böhm in den Hauptrollen. Außerdem wird die Bundesrepublik endgültig in die NATO aufgenommen, zählt lediglich 731.000 Arbeitslose und wird durch einen 25:13-Erfolg über die Schweiz Handball-Weltmeister.

Hans-Günther Winkler wird Springweltmeister in Aachen (mit Pferd). Als Gegenstück zur NATO wird im Osten der Warschauer Pakt gegründet.

Nachdem nun die Hauptakteure alle an Bord sind, kann die Bahnengolfabteilung beim TSV aus der "Taufe" gehoben werden.

Meilensteine

Im Gründungsjahr 1970 erklärt Muhammad Ali (Cassius Clay) seinen endgültigen Rücktritt vom Boxsport. Kein Wunder, denn ab sofort ist Golfspielen "In". Borussia Mönchengladbach wird 7. Deutscher Fußballmeister und Paul McCartney gibt die Trennung der Beatles bekannt. Deutschland wird bei der Fußball-WM in Mexico Dritter und so große Namen wie Jochen Rindt, Jimi Hendrix oder Charles de Gaulle verabschieden sich vom weltlichen Dasein. Die offizielle Zeugung neuen Lebens durch katholische Geistliche verhindert Papst Paul VI., weil er jeden Kompromiß in der Frage des Zölibats ablehnt. Irgendwann zwischen einem Raubüberfall auf einen Geldtransporter in Offenbach (Beute: 1 Million DM) und der Verleihung des Friedensnobelpreises an Willy Brandt wird, von der Presse und der Weltöffentlichkeit unbemerkt, die Bahnengolfabteilung beim TSV Pfungstadt offiziell gegründet.

Als am 24. September 1977 das "1. Trimm-Turnier" auf der Golfanlage in der Christian-Meid-Straße stattfindet, demonstrieren cirka 35.000 Menschen in Kalkar gegen den dort geplanten schnellen "Brüter".

Im internationalen Jahr des Kindes (1979), proklamiert von den Vereinten Nationen, übernimmt die Bahnengolfabteilung die Bewirtschaftung der Golfanlage in eigener Regie. Das war damals lediglich Schlägerausgabe und -rücknahme. Für den Ausschank von Getränken und den Verkauf von Speisen gab es jeweils Sondergenehmigungen durch den Hauptverein. Die waren beschränkt auf Punktspiele und Pokalturniere.

Während der Schwede Björn Borg 1980 zum fünften Mal Wimbledon gewinnt, Deutschland in Italien Fußball-Europameister wird und Königin Juliana der Niederlande zugunsten ihrer Tochter Beatrix abdankt, jagt man in Pfungstadt bereits im 10. Jahr den bunten Bällen und der 18 nach. Die 1. Mannschaft wird Bezirksligameister und schafft im dritten Anlauf den Sprung in die Gruppenliga. Im Jahresprotokoll der Abteilung steht geschrieben, daß keine Vereinsmeisterschaft stattfindet, da die Betreuung der Nachwuchsspieler Vorrang hat.

1981, das Jahr, in dem Pfungstadt beweist, daß die erste Mannschaft auch ein Gruppenliga-Punktspiel auf der Heimanlage gewinnen kann, beschert den Spaniern einen Putsch, Ronald Reagan eine Kugel und der Eintracht aus Frankfurt den Titel des Deutschen Pokalsiegers im Fußball.

Lange Jahre plätschern Weltgeschichte und Vereinsleben nebeneinander her. Der Eine nimmt ebenso viel Notiz vom Anderen wie der Andere vom Einen. Die Saison 1983/84 beschert dem Herrenteam aus der Modaustadt den Abstieg in die Bezirksliga (Schwamm drüber).

1987 wird Volker Grünenthal Abteilungsleiter. Ob das die deutschen Tennisdamen motiviert hat erstmals den Federation Cup zu holen, ist fraglich. Sicher hingegen ist, daß Steffi Graf gegen Martina Navratilova in Paris ihr erstes Grand Slam (auf deutsch: Großer Schlamm) Turnier gewinnt. Was Volker für Pfungstadt, ist der Papst für Deutschland. Bei seinem Besuch, beseelt er die Republik. Mathias Rust probiert etwas Neues und landet mit einer Cessna 172 direkt auf dem Roten Platz in Moskau. Während er wegen "böswilligen Rowdytums" zu vier Jahren Arbeitslager verurteilt wird, zieht es 56 Akteure zum ebenfalls neuen "18-Bahnen-Pokal-Turnier" nach Pfungstadt. Die Paten dieser neuen Turnierserie sind nun auch verurteilt. Sie müssen mindestens 18 Turniere veranstalten, damit jede Bahn einmal als Preisbild auf den Siegertafeln erscheint. Von der biertrinkenden Öffentlichkeit wesentlich mehr beachtet ist die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs, der das seit 1516 geltende Reinheitsgebot kippt. Somit darf in Deutschland jetzt auch "Synthetischer Gerstensaft" durch die Gurgel geschleust werden. Böse Zungen behaupten, daß die Leichtathletik-WM in Rom mehr Teilnehmer hatte als das 1. "18-Bahnen-Pokal-Turnier". Das ist zwar richtig, aber dennoch ist man in Pfungstadt nicht neidisch. Sauer sind wir auch nicht auf die Berliner, denen der britische Thronfolger Prinz Charles und seine Frau Diana an einem windstillen Tag im November einen Besuch abstattet.

1988 beginnt der große Umbau des Golfplatzes in Pfungstadt. Die Bahnen liegen nun schon seit 1963 und sind an manchen Stellen Opfer eines unterirdischen Wurzelwerkes geworden, das in der Modaustadt seinesgleichen sucht. Die Anlage liegt noch im Winterschlaf, als in Calgary (Kanada) die 15. Olympischen Winterspiele stattfinden. Die Umgestaltung des Platzes ist aber ebenso wenig aufzuhalten wie die Demontage der größten Windenergieanlage der Welt an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste. "Growian" war zu reparaturanfällig und daher unwirtschaftlich. Kein Wunder, wenn man bei Wind und Wetter nur draußen rumsteht. Der Film "Der letzte Kaiser" erhält 9 Oscars und das "18-Bahnen-Pokal-Turnier" hat 77 Teilnehmer. Werder Bremen wird Deutscher Fußballmeister, Bayer Leverkusen gewinnt den UEFA-Pokal-Wettbewerb, Eintracht Frankfurt holt den DFB-Pokal an den Main, Steffi Graf gewinnt in Wimbledon Einzel und Doppel und last but not least das 1. Herrenteam wird Bezirksligameister und steigt in die Gruppenliga auf.

Nachdem der Löwe als Wappentier beim Pokal-Turnier ausgedient hat, könnte man annehmen, daß die Pfungstädter 1989 ein neues Vorbild gewählt haben. Gewiß, Steffi siegt und siegt und siegt, aber kann das ein Grund dafür sein, daß die Damen Hessenmeister werden oder die 1. Herrenmannschaft Meister der Gruppenliga - mit anschließendem Aufstieg in die Hessenliga - oder die Schüler/Schülerinnen und Jugendlichen bei ihrer Hessischen Meisterschaft 12 Medaillen abstauben? 1989 ist ein richtig erfolgreiches Jahr in Pfungstadt. Der Aufbau hat lange gedauert. Fast so lange wie der Flug von Voyager 2. Nach 12 Jahren erreicht die amerikanische Raumsonde endlich den Planeten Neptun. Ganz schön lahm das Teil. Die Erfolgsserie der Nachwuchsgolfer hält an. Die Schülermannschaft in der Besetzung Grünenthal, Schreiner, Steinhoff und Zimmermann holt bei den Deutschen Meisterschaften Silber und Nicole Grünenthal trägt sich als erste Einzelspielerin aus Pfungstadt mit der Deutschen Meisterschaft in der Kategorie Schülerinnen in die Ahnentafel ein. Salman Rushdie, der mit seinen Versen Geld verdient und es auf Intervention von Ayatollah Khomeini auch gibt, kann von diesen Erfolgen nur im Untergrund hören. Gänzlich unbeeindruckt zeigen sich auch der spanische Maler Salvador Dali, der Quizmaster Robert Lembke ("Welches Schweinderl hätten's denn gern?") und der japanische Kaiser Hirohito, die sich rechtzeitig "aus dem Staub gemacht" haben. Neben dem Endrundensieg von Manfred Pester beim 3. "18-Bahnen-Pokal-Turnier" verblassen die Siege von Steffi Graf und Boris Becker bei den Einzelwettbewerben von Wimbledon und New York zwar etwas, aber die Gewinnprämien haben ihnen sicher darüber hinweg geholfen. Manfred hat dafür seine Tafel (Gradschlag). Über deren Wert wird strengste Geheimhaltung geübt. Ob die Massenflucht aus der DDR, die am 9. November 1989 mit der Öffnung der Grenzen legalisiert wird, positive Auswirkungen auf die Erfolge der Bahnengolfer in Pfungstadt haben wird, glaubt zu diesem Zeitpunkt niemand. Tatsache ist, daß der TSV Pfungstadt seit 1989 den zweitgrößten Bahnengolfverein Hessens stellt. Neun Mannschaften kämpfen in verschiedenen Kategorien um Punkte und Ehre (oder sowas in der Art).

Das Jahr 1990 hält für die Aktiven aus der Modaustadt ganz besondere Erfolge bereit. Während sich die Weltöffentlichkeit über die Beendigung der 28jährigen Haft des südafrikanischen Schwarzenführers Nelson Mandela freut, räumen die Mannschaften des TSV in den Punktrunden fast alles ab. Nachdem schwere Orkane über Deutschland gebraust sind und Teile davon verwüstet haben, der FC Bayern München eine weitere Deutsche Fußballmeisterschaft eingefahren hat (wie langweilig) und "Das Phantom der Oper" in Hamburg als deutschsprachige Erst- aufführung über die Bühne geht, fangen die Bahnengolfer aus Pfungstadt an, selbst ein wenig Geschichte zu schreiben. Sie stellen zwei Teilnehmer der Hessenauswahl, die beim Jugend-Länder-Pokal in Murnau und Garmisch-Partenkirchen startet (Nicole Grünenthal und Peter Zimmermann). Gleich drei Mitstreiter gehen beim Bundesländer-Vergleichskampf der Erwachsenen im Saarland an den Start. Es sind Manfred Pester, Stefan Weißer und Thomas Wiemer. Nachdem sich Nicole in der Kombiwertung den Deutschen Meistertitel in der Kategorie Jugend weiblich geholt hat, wird sie mit der Jugend-National-Mannschaft beim Nationen-Cup noch Vizeeuropameisterin. Da werden Golferträume wahr. Na gut, die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft wird in Italien Weltmeister und Nicole Uphoff gewinnt bei der Reiter-WM in Stockholm sowohl im Einzel als auch mit der Mannschaft den Titel. Die DDR-Volkskammer beschließt am 23. August den Beitritt zur Bundesrepublik, der am 3. Oktober vollzogen wird. Das freut die rund 25.000 Teilnehmer des Berlin Marathon, die aus 61 Nationen angereist sind und nun durch die nicht mehr geteilte Stadt wetzen dürfen. Anscheinend war das alles zu viel für die "Eiserne Lady" von der Insel. Die britische Premierministerin Margaret Thatcher tritt zurück.

Um es vorweg zu nehmen: 1991 wird für Pfungstadt zur Legende und für alle anderen Bahnengolfvereine zum Alptraum. Die Aktiven aus der Modaustadt räumen alle Titel bei den Verbandswettbewerben ab. Wen wundert's, daß da auch im Nahen Osten der Golfkrieg tobt? In Hessen regiert eine rot-grüne Koalition. Auch die Deutschen Schwimmer zeigen sich bei der WM in Perth (Australien) von ihrer besten Seite. Als am 30. April bei den Sachsenring-Automobilwerken in Zwickau mit dem 3.069.099 Trabant gleichzeitig der letzte dieser Gattung vom Band läuft, steht fest, daß Pfungstadt bei den Schüler- und Jugendmannschaften den Hessenmeister stellt. Das 1. Herren-Team Abt. II wird ebenso erster in der Hessenliga wie die 2. Mannschaft in der Bezirksliga. Die Damen-Mannschaft wird Vizemeister. In den Einzelwetbewerben kommen die Hessenmeister der weiblichen Jugend ( Nicole Grünenthal ), der männlichen Jugend (Marc Steinhoff) und der Herren (Thomas Wiemer) alle aus Pfungstadt. Die Bundesliga-Aufstiegsspiele in Freising sind sowohl für die Damen-, als auch für die Herrenmannschaft zwar nicht von Erfolg gekrönt aber dennoch ein positives Erlebnis. Während Diego Armando M. offenbar frei nach dem Motto "No dope, no hope" lebt und kickt, wird Nicole Grünenthal eben mal so Vize-Europameisterin bei der weiblichen Jugend und Dritte mit der Nationalmannschaft, beim Jugend-Nationen-Cup in Österreich (ganz ungedopt). Da trifft es sich gut, daß in den Ötztaler Alpen eine etwa 4.000 Jahre alte mumifizierte Leiche im Eis eines Gletschers entdeckt wird. 1991 war neben den Erfolgen der Bahnengolfer des TSV Pfungstadt auch noch das Jahr, in dem Rajiv Gandhi einem Attentat zum Opfer fällt, Bundeskanzler Kohl von Demonstranten in Halle mit Eiern und Farbbeuteln beworfen wird und der 1. FC Kaiserslautern die Meisterschale des deutschen Fußballs in die Pfalz holt. Die Restaurierung der Quadriga auf dem Brandenburger Tor wird nach 15 Monaten abgeschlossen und der Golfplatz in der Christian-Meid-Straße gleicht noch einer mittelgroßen Baustelle. Wie die Zeitungen berichten, landet der amerikanische Präsident George Bush in Moskau. Er tut dies nicht auf dem Roten Platz und auch nicht mit einer Cessna 172 (Rust schreckt ab). In den Ausgaben der neu geschaffenen Vereinsinformationen wird auf dieses Ereignis allerdings kein Bezug genommen. Als eines der "Sahnestücke" in der Vereinsgeschichte ist der Sieg beim Mannschaftswettbewerb auf der Cobigolf-Anlage des CGC Rauschenberg zu sehen. Die seit Jahren ungeschlagene nordhessische Truppe muß die Siegestrophäe beim eigenen Pokal-Turnier in Richtung Pfungstadt ziehen lassen.

Der April 1992 wird fast zum Monat des Jahres. Die letzte Weltausstellung des 20. Jahrhunderts, die "Expo 92" öffnet ihre Tore und Euro-Disney auch. Der Umbau des Pfungstädter Golfplatzes ist beendet. Die Anlage, auf der bereits zwei hessische Bundesliga-Aufstiegsspiele stattgefunden haben, ist für sein 3. "Großereignis", die Deutschen-Bahnengolf-Meisterschaften, bestens präpariert. Ganz nebenbei sei bemerkt, daß sich auch im Fußball etwas tut. Der VfB Stuttgart wird Deutscher Fußballmeister, Werder Bremen holt den Europa-Cup der Pokalsieger und Hannover 96 gewinnt den DFB-Pokal. Die Zeit der jungen Sportlerinnen ist noch nicht vorbei. Was bei den Schwimmerinnen die 14 jährige Franziska van Almsick, ist in Pfungstadt einmal mehr Nicole Grünenthal. Während sich die Aktiven bei der DM in Pfungstadt auch als Organisationsprofis beweisen (unsere Ergebnisse waren immer fixe Faxe), setzt sie einen weiteren Meilenstein in die "Erfolgsmauer" der Abteilung. In der CSSR wird Nicole sowohl mit der Nationalmannschaft als auch im Einzelwettbewerb Europameisterin der Jugend. Die Inbe-triebnahme des Rhein-Main-Donau-Kanals ist nach diesem Erfolg, zumindest in Pfungstadt, überhaupt kein Thema und ebenso unbemerkt wird Bill Clinton 42. Präsident der USA.

Das Jahr 1993 sieht die Pfungstäder Farben in allen hessischen Ligen. Von der Schüler- bis zur Seniorenmannschaft wird hier alles geboten. Erstmals startet eine Herrenmannschaft in der Bezirksliga der Abteilung I. Das hat einen historischen Neuaufbau der 1. Mannschaft Abteilung II zur Folge und einen traditionsgemäßen letzten Platz beim ersten Hessenliga-Punktspiel. Dieses Mal allerdings nicht in Dreieichenhain (!), sondern in Aßlar (Tärä!). Der Abteilungsvorstand besteht zwischenzeitlich aus 19 Personen. Blickt man 14 Jahre zurück, so sieht man im "Management" nur 4 Namen auf der Liste. Das ist der Beweis: je größer die Erfolge, desto mehr Arbeit. Nach den Riesensiegen der vergangenen Jahre kehrt etwas Ruhe ein. Man kann sich voll und ganz auf die Einführung des "gelben Sackes" konzentrieren und auf die Erstausgabe der Zeitschrift "Focus". Der zum Meinungsaustausch eingeführte "Sonntag-Abend-Stammtisch" feiert seinen ersten Geburtstag und die Vereinsinformation legt den 2. Jahrgang ein. Über die Hintergründe des Bombenanschlags auf die neu errichtete Justizvollzugsanstalt in Weiterstadt kann man hier zwar ebenso wenig lesen wie über den neu vorgestellten Airbus A 321, aber über das Abteilungsleben dafür umso mehr.

Eine Frage bleibt auch 1992 ungeklärt: Steffi Graf siegt und siegt und siegt; warum spielt die eigentlich nicht Bahnengolf? Nicht unerwähnt bleiben darf an dieser Stelle die Hessen-meisterschaft des Damen-Teams. Die Herren halten sich zwar vornehm zurück, können aber dennoch nicht verhindern, daß sie als Vizemeister der Hessenliga am Bundesliga-Aufstiegsspiel in Merchweiler teilnehmen. Die Damen fahren nach Lauffen. Geschafft haben's zwar beide nicht, aber schön war's wieder mal.

1994 beginnt wie das Vorjahr geendet hat mit Natur- und Umweltkatastrophen. Das Deutsche Eck in Koblenz steht unter Wasser und ein Containerschiff verliert mehrere 10.000 Beutel eines Pestizids. Brandkatastrophen in Australien, arktische Eiswinde, Schneestürme und Temperaturen von bis zu 40 Grad minus im Mittleren Westen und an der Ostküste der USA machen den Menschen das Leben ebenso schwer wie ein Erdbeben in Kalifornien. Aus Pfungstädter Sicht schreiben die Schülermannschaft mit ihrer Bronzemedaille bei den Deutschen Meisterschaften im schleswig-holsteinischen Trappenkamp, das Damenteam mit seinem Aufstieg in die Bundesliga und die Herrenmannschaft Abteilung I mit der Meisterschaft und dem Aufstieg in die Hessenliga ein weiteres Stück der jüngeren Abteilungsgeschichte.

Wie alle Jahre wieder, begann auch 1995 mit dem historischen Datum 1. Januar. Zu diesem Zeitpunkt ahnte niemand was in den Pfungstädter Bahnengolfern steckt. Nach wie vor wurde in allen hessischen Ligen um Punkte gekämpft. Die Spannweite der Ergebnisse reichte von "Grottenschlecht" über "Gar nicht mal so übel" bis hin zu "Weltklasse". Nach Abschluß der Meister-schaftsrunde stand fest: Keine Mannschaft steigt ab und keine auf. Eine recht positive Leistung der gesamten Abteilung.

Im Einzelbereich konnten sich Thomas Wiemer und Nicole Grünenthal für die Länderauswahl empfehlen. Doch auch die Leistungen des Hessenteams ähnelte er Spielstärke des Pfungstädter Vorbilds in der ersten Jahreshälfte. Bei der Jugend war Sebastian Philipp für die Hessenauswahl nominiert und siehe da, die Mannschaft belegte den zweiten Platz beim Jugend-Länder-Vergleichskampf.

Diese Signalwirkung nutzend waren die Bahnengolfer aus Pfungstadt wieder knackig bei der Sache. Und als es um die großen Erfolge ging, ist es dann halt passiert. Nach dem dritten Platz von Adalbert Rüsing bei den Hessischen Senioren-meisterschaften, ließ sich auch die Schülermannschaft nicht lumpen und kam erneut mit einem dritten Platz von den Deutschen Meisterschaften, diesmal aus Hannover, zurück. Auch die heile Welt der Abteilung III wurde von Pfungstadt aus auf den Kopf gestellt. Frei nach dem Motto "Cobigolf ist geil", griff sich die Mannschaft aus Pfungstadt (mit Betreuung aus Frankfurt; hallo Heike) in Essen den Titel des Deutschen Meisters. So nebenbei wurden im Einzel sowohl bei den Herren (Thomas Wiemer/Lutz Brune) als auch bei der Jugend (Axel Eric Timm/Sebastian Philipp) noch der zweite und dritte Platz in der jeweiligen Kategorie belegt.

Bei der Spielersitzung für die Planung der Saison 95/96 herrschte auf der Bahnengolfanlage in der Chrisitan-Meid-Straße wieder der ganz normale Wahnsinn. Den Gedanken vor Augen die Pfungstädter Farben überregional bekannt zu machen, wurde die 1. Mannschaft Abteilung II nach dem Neuaufbau im Jahr 1993 wieder eingestampft. Ein vollständig entnervter Sportwart, Manfred Pester ("Ich schreib' jetzt nur noch auf was Ihr mir sagt."), haderte mit dem Schicksal, als er die dritte Version der Mannschaftsaufstellungen auf einen seiner immer zahlreich vor-handenen Zettel kritzelte. Keiner wußte so recht wo er spielen wollte. Nur Einer behauptete immer wieder: "Ich spiele keine Abteilung I" und ein Zweiter sagte: "Niemals Abteilung II." In einer weiteren positiven Gesamtleistung raufte sich die Abteilung so zusammen, daß aus den zahlreichen Mannschaftskreationen so viele Teams gebildet werden konnten, daß jeder der spielen wollte auch spielen durfte (wenn auch vielleicht nicht das was er wollte, oder konnte, oder so ...). Na Bravo! Lagerfeld & Co. wären ob der Kreativität dieser Versammlung in wahre Verzückung geraten. Ging es doch im übertragenen Sinn darum die Frage zu klären: Wie mache ich aus 30 Leuten 8 starke Mannschaften mit jeweils 6 Spielern?

Die neuen Ziele waren klar abgesteckt, als es in die Punktrunde ging. Für die 1. Mannschaft Abteilung II heißt es: Meisterschaft und Aufstieg in die nächst höhere Klasse. Die Folgen von Neugründungen und die Steueraffäre Graf vollständig außer acht lassend, vergaß das Team den traditionellen letzten Platz beim ersten Punktspiel, siegte zwei Mal und wurde verlustpunktfrei und souverän Herbstmeister (Alpia, Alpia, Alpia!!!). Die Jugend-mannschaft wurde Vize-Herbstmeister. Alle anderen Teams liegen recht gut und brauchen in keinster Weise an den Abstieg zu denken.

Wenn das "Pfungstädter-Bahnengolfer-Jubiläums-Jahr" 1995 mit dem historischen Datum 31. Dezember zu Ende geht, werden in 1996 nicht nur auf die Pfungstädter Sportler, sondern auch auf den Rest der Welt wieder viele neue Höhepunkte (und hoffentlich wenige Rückschläge) warten.

Diese Chronik verdanken wir Wolfgang Selzer - Danke!
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